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Das Buch Ted

Publiziert von Jesusruf
Autor: K. Ted Reischle

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Publizierung: 05.01.08
Letzte Revision: 05.01.08

StTedFePortrait(305x394)An Gott glaube ich eigentlich schon mein ganzes Leben lang. Eine zeitlang, ich war damals 12 Jahre alt, nach dem Tod meiner Mutter, versuchte ich mir zwar den Glauben an Gott aus Protest auszureden, aber im Grunde war ich doch immer der festen Überzeugung, daß es einen Gott gibt, der alles, einschließlich mir, geschaffen hat.

Im Konfirmanden­unterricht hatte ich nur Blödsinn im Kopf, ärgerte den Pfarrer und die Mädchen. Dennoch fieberte ich dem Tag der Konfirmation entgegen! Den Verheißungen zufolge sollte das der einträglichste Festtag von allen sein, mehr noch als Weihnachten! Tatsächlich konnte ich mir dann vom Erlös dieser Feierlichkeit einen Kassettenrekorder kaufen, und das war 1971 etwas Außerordentliches. Die Bibel, die ich an jenem Tag bekam, sollte für die nächsten zwanzig Jahre im wesentlichen unbeachtet bleiben, abgesehen von ein paar halbherzigen Versuchen, mehr als die ersten paar Seiten zu lesen. So verbrachte ich meine Jugend wenig ruhmreich, mit allerlei Entgleisungen, eben fern von Gott.

Die nächste markante Station in meinem Leben war 1981, als, mitten im Studium, alles um mich herum zusammenbrach.

Ton in der Hand des Töpfers

Es begann an jenem Karfreitag, als ich nach etlichen Filmen über das Leben Jesu, u.a. dem Film “Das Gewand”, so richtig begeistert war von Jesus, und dachte, Mann, das ist echt gut, so will ich auch sein! An Ostermontag gab es mit meinem Vater Ärger. Es ging um ein eigentlich geringfügiges verbales Mißverständnis, endete aber damit, daß mein Vater mir mein Zimmer kündigte. Etwas später verließ mich meine Verlobte nach fünfjähriger Beziehung wegen einer wieder aufgetauchten Jugendliebe. Das war das Ende meines bis dahin so beschaulichen, selbstgefälligen Lebens. Ich kann mich noch erinnern, wie ich an Himmelfahrt auf einer Hocketse mit einem Pfarrer plauderte, und mit dem Gedanken spielte, mein Studium der Elektrotechnik abzubrechen, um statt dessen ein Theologiestudium zu aufzunehmen. Auf einem anschließenden einsamen Spaziergang im Wald bat ich Jesus inständig, mir meine Verlobte zurückzubringen. Das war’s dann im wesentlichen.

Wo ihr euer Herz habt, da ist euer Himmelreich

Trotz meines nun folgenden beruflichen Aufstiegs, ging es mit mir seelisch immer weiter bergab. Ich tat das, was viele tun - ich suchte nach dem Sinn des Lebens. Es erschien mir unsinnig, viel Geld zu verdienen und nicht zu wissen wozu. Wohl konnte ich mir nun materiell so einiges leisten, doch war mir bewußt, daß viele meiner Anschaffungen lediglich eine Art Ersatzbefriedigung waren.

Als nächstes erlebte ich eine sehr aufreibende Beziehung, aus der ein Sohn hervorging. Nach der Trennung verschlug es mich nach Schöckingen. Meinen Sohn durfte ich das letzte Mal an seinem 4. Geburtstag für zwei Stunden besuchen, nachdem ich ihn schon seit ½ Jahr nicht mehr sehen durfte. Als ich ihn beim Abschied damit trösten wollte, daß wir uns bald wieder sehen würden, sagte er weinend “Nein, du kommst nicht mehr”.

Sie werden sich Lehrer aufladen...

Damals beschäftigte ich mich schon seit einiger Zeit mit allerlei geistigen Richtungen, in erster Linie mit der Lehre des “Positiv Denkens” (Murphy, E.F. Freitag u.a.). Ich hatte begonnen, im Buch “Dianetik” (Scientology) zu lesen, was mir aber irgendwie zu kompliziert war. Ich erlernte in einem Seminar die Meditation, und entwickelte meine eigenen ‘geführten Meditationen’ sowie Autosuggestions­cassetten. Auch mit okkulten Praktiken wie Pendeln, Wahrsagen, Zeichendeuten und Astrologie versuchte ich, Licht in mein immer verkorksteres Leben zu bringen. Ich las Schriften der ‘Geistigen Loge Zürich’. Hier erfuhr ich immerhin sehr viel über Jesus Christus. Obschon mir die Bedeutung Jesu Christi immer mehr bewußt wurde, erkannte ich noch nicht, daß ich ein persönliches Verhältnis mit Ihm haben konnte und mußte!

Ich erinnere mich, wie ich eines Tages auf einem Spaziergang zu Jesus Christus betete, und meinen Sohn Seiner Obhut übergab, weil ich für ihn nichts mehr tun konnte. Und versuchte weiter, mich durch eigene Anstrengungen aus dem Sumpf zu ziehen.

Im Jahre 1991 erreichte ich meinen absoluten seelischen Tiefpunkt. Ich selbst war am Ende meiner Kraft und Weisheit angelangt (Positiv Denken & Co.). So suchte ich einen derselben Richtung anhängenden Arzt auf, der mir eine mehrere tausend Mark teuere Hypnose-Therapie empfahl. Die Kombination aus fraglicher Erfolgschance und horrenden Kosten schreckte mich ab.

Siehe, ich stehe vor der Türe und klopfe an

Zu dieser Zeit hatte ich wohl schon seit langem über meinem Schreibtisch zwei Sprüche hängen, die ich von einem Krankenhausaufenthalt meines Sohnes mitgenommen hatte. Da war zu lesen: “Jesus ist dein Erlöser. Er löst deine Ketten, Nöte, Schwierigkeiten und Fragen. Vertraue Ihm restlos!” und “Komm zu Jesus und du wirst alles erhalten, was letztlich dein Herz ersehnt”. Ein anderer Satz lautete “Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken”. Ich las die Sätze, aber ich wendete sie nicht an. In dieser Zeit begann ich mich zunehmend zu fragen, “wo denn die Christen” seien, mit denen man mal so richtig reden könnte”. Einerseits, so dachte ich, wäre ich schon gerne ein Christ, aber ich hielt mich doch einfach zu schlecht dafür! Andererseits hielt ich mich aber seltsamerweise für “Einen von den Guten”. Hier wird die Verwirrung in meinem Kopf deutlich. (das griechische Wort für den Teufel heißt “Diabolos” = “der Verwirrer”).

Nahet euch zu Gott, so nahet Er sich zu euch

Als letzten Ausweg folgte ich damals der Empfehlung eines amerikanischen Pastors in einem Buch, 40 Tage lang jeden Tag einen (Bibel‑)Vers zu lernen, und täglich alle vorigen Verse zu wiederholen. Nach 40 Tagen hat man sich dann 40 Verse einverleibt. Dies passte grundsätzlich zu meiner damaligen Denkweise des “positiven Denkens” und der Autosuggestion, was allerdings offenkundig bei mir nie funktioniert hat. Ich wußte damals freilich noch nicht, daß das Wort Gottes “Geist und Leben” (Joh 6,63b) ist, und ich bin bis heute immer wieder erstaunt und begeistert, auf welche Bibelverse Gott meine Aufmerksamkeit gelenkt hat! Wohl machte ich mir in der Anfangsphase noch teilweise eigene (Suggestiv-)Verse, erkannte aber zunehmend, daß in der Bibel einfach die besseren Sätze zu finden waren. Irgendwie hatte ich auch das Gefühl, daß Bibelverse “wertvoller” oder “wirkungsvoller” waren. Dennoch änderte ich anfangs noch manche Bibelverse so ab, daß Negationen vermieden wurden, weil ich zu dieser Zeit in einem Buch über die Lehre des “Positiv Denken” gelesen hatte, daß das menschliche Unterbewußtsein keine Verneinung kenne, somit also beispielsweise der Suggestivsatz “Ich fürchte mich nicht” ins Unterbewußtsein als “Ich fürchte mich” aufgenommen würde. Ich war zwar von dieser These nicht richtig überzeugt, wendete sie aber vorsichtshalber an. Später wurde ich aber, Jesus Christus sei Dank, frei von solchen dubiosen Anschauungen.

Wenn euch nun der Sohn frei macht, so seid ihr recht frei

Aus Gründen der Authentizität werde ich hier trotzdem die Originalfassungen der von mir auswendig gelernten Sprüche notieren.

Die Aufzählung soll das Wunder, das Gott an mir getan hat, dokumentieren. Wenn man bedenkt, daß ich keine Ahnung von der Bibel hatte, wird die Führung Gottes in meinem Leben umso deutlicher! Wie Er mich auf Seine Verheißungen in der Bibel stieß, und sie an mir erfüllte!

Sein Wort wurde zu meines Fußes Leuchte, und ein Licht auf meinem Weg!

Die Worte, die Jesus geredet hat, sind Geist und sind Leben

Ich habe es an mir selbst erfahren und bezeuge es an dieser Stelle, daß das Wort Gottes Macht hat, Leben zu verändern! Ich kann es jedem nur eindringlich empfehlen, das Wort Gottes in sich aufzunehmen und wirken zu lassen.

Ich begann also mit dem Mut der Verzweiflung (“wenn mir das jetzt nicht hilft, weiß ich wirklich nichts mehr...”) in der Bibel nach ansprechenden Versen zu suchen. Wenn auch nur sehr schwach, so hatte ich doch immerhin eine Hoffnung.

40 Tage...

1. Di, 30.04.91

Alles, was ihr bittet in eurem Gebet, glaubt nur, daß ihr’s empfangen werdet, so wird’s euch werden (Markus 11,24)

Prompt erlebte ich noch am selben Abend eine Katastrophe. Ich erfuhr, daß die Frau, um die ich mich schon seit Jahren bemühte, sich einem Anderen eingelassen hatte. Wo ich doch so sehr darum gebetet hatte! Aber ich wollte trotz­dem mit den 40 Sprüchen weitermachen - jetzt erst recht.

2. Mi, 01.05.91

Unterweise mich, daß ich bewahre dein Gesetz, und es halte von ganzem Herzen (Psalm 119,34)

3. Do, 02.05.91

Gib mir deine Liebe, daß ich sie weitergebe (eigen)

4. Fr, 03.05.91

Ich gräme mich, daß mir die Seele schmachtet, stärke mich nach deinem Wort (Psalm 119,28)

Am 08.06. geändert in “Ich freue mich, daß mir die Seele lacht, denn du stärkst mich nach deinem Wort”

5. Sa, 04.05.91

Du hast mich geschaffen mit dem Wunsch nach Liebe mit einer Frau. Ich glaube, daß Du ihn mir erfüllst (eigen)

6. So, 05.05.91

Vergib mir, was ich falsch gemacht habe, ja ich glaube, du hast mir vergeben (eigen)

An diesem Abend war ich mit einem guten Freund wie üblich in unserer Stammkneipe. In mein Tagebuch schrieb ich:

“Beide nicht so drauf. Ich versuchte hartnäckig positiv zu bleiben, obwohl er sehr, sehr hoffnungslos sprach... (‘Bahnhofskneipe in 10 Jahren’) - aber ich glaube es wird alles gut!”

7. Mo, 06.05.91

Jesus ist dein Erlöser. Er löst deine Ketten, Nöte, Schwierigkeiten und Fragen. Vertraue Ihm restlos! (Zettel aus Krankenhaus)

8. Di, 07.05.91

Komm zu Jesus und du wirst alles erhalten, was letztlich dein Herz ersehnt. (Zettel aus Krankenhaus)

9. Mi, 08.05.91

Öffne mir die Augen, daß ich sehe die Wunder an deinem Gesetz (Psalm 119,18)

10. Do, 09.05.91

Ich bekenne Gott, daß ich ein Sünder bin, und ich glaube, daß der Herr Jesus Christus für meine Sünden am Kreuz gestorben und zu meiner Rechtfertigung auferstanden ist. Ich nehme Ihn jetzt an und bekenne Ihn als meinen persönlichen Heiland! (Soldatenbibel vom Gideonbund Böblingen, unter diesen Satz hatte ich schon am 04.10.89 meine Unterschrift gesetzt)

11. Fr, 10.05.91

Der Herr ist deine Zuversicht, der Höchste ist deine Zuflucht. Es wird dir kein Übel begegnen, und keine Plage wird sich deinem Hause nahen (Psalm 91,9+10)

Am 12.05. geändert in “Der Herr ist deine Zuversicht, der Höchste ist deine Zuflucht. Er führt mich mit Seinem Wort und sein Licht ist in meinem Hause”; am 28.08. änderte ich außerdem die Worte “deine” in “meine”.

An diesem Tag fertigte ich in bester Absicht eine Meditationskassette für meine Schwester an. Ich mache mir heute deswegen Vorwürfe. Aus meinem Tagebuch für diesen Abend in meiner Stammkneipe:

“sehr ruhig, nachdenklich...”/“ Mittlerweile recht down, deprimiert”

12. Sa, 11.05.91

Tu ein Zeichen an mir, daß du’s gut mit mir meinst, daß es sehen, die mich hassen, und sich schämen, weil du mir beistehst, Herr, und mich tröstest (Psalm 86,17)

13. So, 12.05.91

Meine Seele ist still zu Gott, der mir hilft. Denn er ist mein Fels, meine Hilfe und mein Schutz, daß ich gewiß nicht fallen werde (Psalm 62,2+3)

geändert in “...daß ich gewiß in Seinem Gesetz bleibe.”

14. Mo, 13.05.91

Kommet her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken (Matthäus 11,28, von einem Zettel, den ich von irgendwoher hatte)

15. Di, 14.05.91

Mein Ziel ist es, Gott, unseren Vater und Jesus Christus, unseren König, zu lieben und zu ehren über alles, und meinen Nächsten zu lieben wie mich selbst (nach Matthäus 22,37-39)

16. Mi, 15.05.91

Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln. Er weidet mich auf einer grünen Aue und führet mich zum frischen Wasser (Psalm 23,1+2)

17. Do, 16.05.91

Er erquicket meine Seele. Er führet mich auf rechter Straße um Seines Namens Willen (Psalm 23,3)

18. Fr, 17.05.91

Und ob ich schon wanderte im finsteren Tal fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich (Psalm 23,4)

geändert in “Und ob ich schon wanderte im finsteren Tal, ich bin voll Zuversicht, denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich”

19. Sa, 18.05.91

Du bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde. Du salbest mein Haupt mit Öl und schenkest mir voll ein (Psalm 23,5)

20. So, 19.05.91

Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang, und ich werde bleiben im Hause des Herrn immerdar (Psalm 23,6)

21. Mo, 20.05.91

Bittet, so wird euch gegeben, suchet, so werdet ihr finden, klopfet an, so wird euch aufgetan (Matthäus 7,7)

22. Di, 21.05.91

So nun ihr, die ihr doch arg seid, könnt dennoch euren Kindern gute Gaben geben, wieviel mehr wird euer Vater im Himmel Gutes geben denen, die Ihn bitten (Matthäus 7,11)

23. Mi, 22.05.91

Alles nun, was ihr wollt, daß euch die Leute tun sollen, das tut ihnen auch! Das ist das Gesetz und die Propheten (Matthäus 7,12)

24. Do, 23.05.91

Bewahre meine Seele, denn ich bin dein. Hilf du, mein Gott, deinem Knechte, der sich verläßt auf dich (Psalm 86,2)

25. Fr, 24.05.91

Herr, sei mir gnädig; denn ich rufe täglich zu dir. Erfreue die Seele deines Knechts; denn nach dir, Herr, verlangt mich (Psalm 86,3+4)

26. Sa, 25.05.91

Denn du, Herr, bist gut und gnädig, von großer Güte allen, die dich anrufen (Psalm 86,5)

27. So, 26.05.91

Dein Wort ist meines Fußes Leuchte und ein Licht auf meinem Wege (Psalm 119,105)

An diesem abend traf ich überraschenderweise meine alte Liebe mit ihrem neuen Freund. Im Tagebuch steht “Ich konnte Laune noch aufrechterhalten (tja, siehst du, geht halt doch!!!)”

28. Mo, 27.05.91

Herr, laß mir deine Gnade widerfahren, deine Hilfe nach deinem Wort, daß ich dem antworten kann, der mich schmäht, denn ich verlasse mich auf dein Wort (Psalm 119,41+42)

29. Di, 28.05.91

Herzlich lieb habe ich dich, Herr, meine Stärke! Herr, mein Fels, meine Burg, mein Erretter; mein Gott, mein Hort, auf den ich traue, mein Schild und Berg meines Heiles und mein Schutz (Psalm 18,2+3)

Nachts noch Telefonkurzpredigt angehört.

30. Mi, 29.05.91

Ich rufe an den Herrn, den Hochgelobten, so werde ich vor meinen Feinden errettet (Psalm 18,4)

Tagebucheintrag für nachts in Kneipe: “Trotz einsam nicht Laune gesunken!!!”

31. Do, 30.05.91

Mache dich auf, hilf uns und erlöse uns um deiner Güte willen (Psalm 44,27)

geändert in “Vater, mache dich auf, hilf uns ...“

32. Fr, 31.05.91

Was betrübst du dich, meine Seele, und bist so unruhig in mir? Harre auf Gott, denn ich werde ihm noch danken, daß Er meines Angesichts Hilfe und mein Gott ist (Psalm 42,6)

An diesem Tag besuchte ich auf Empfehlung meines Kollegen Michael Henne das Konzert des Gitarristen Werner Hucks im Gemeindehaus.

“19.50 Gemeindehaus, Gitarrenkonzert Werner Hucks (Top!) bis 21.50. Danach Hefezopf, O-Saft im Garten des Gemeindehauses. Mit einigen Leuten unterhalten (Ulrich, Michael); sehr lange mit Bernd Benz unterhalten. Ca. 23.00 mit Michael vom Martinshof zu mir; an Bar Jacky getrunken, Musik gehört, über Bibel und Glauben unterhalten.”

An diesem Abend war eigentlich alles erstaunlich: ich ging in ein Gemeindehaus (!) um ein Konzert einer musikalischen Richtung anzuhören, für die ich mich im Grunde gar nicht interessierte (angekündigt war ein Jazz-Gitarrist). Obwohl ich eigentlich nur meinem Kollegen zuliebe gemeinsam mit ihm hingehen wollte, ging ich trotzdem hin, nachdem er abgesagt hatte. Ich blieb anschließend, obgleich ich niemanden kannte, und eigentlich vorgehabt hatte, nach dem Konzert schnellstmöglich in meine Stammkneipe zu enteilen. So kam es, daß Bernd Benz mich ansprechen konnte. Ich hatte von anfang an großes Vertrauen und erzählte ihm sogar von der Sache mit meinen 40 Sprüchen. Bernd führte mich durch das ganze Gemeindehaus, zeigte mir alles und lud mich beim Abschied ein, ihn einmal zuhause zu besuchen. An diesem Abend hatte ich wohl “die Christen gefunden, mit denen man mal so richtig reden kann”! Und trotzdem kam es, daß ich mir die Frage nach “den Christen...” auch Monate später wieder stellen sollte. Ich war immer noch irgendwie blind!

33. Sa, 01.06.91

In deine Hände befehle ich meinen Geist; du hast mich erlöst, Herr, du treuer Gott (Psalm 31,6)

34. So, 02.06.91

Darum freut sich mein Herz, und meine Seele ist fröhlich; auch mein Leib wird sicher liegen (Psalm 16,9)

35. Mo, 03.06.91

Gott ist Liebe; und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott, und Gott in ihm. Lasset uns lieben, denn Er hat uns zuerst geliebt (1.Johannes 4,16b+19)

36. Di, 04.06.91

Ich lebe, doch nun nicht ich, sondern Christus lebt in mir. Denn was ich jetzt lebe im Fleisch, das lebe ich im Glauben an den Sohn Gottes, der mich geliebt hat und sich selbst für mich dargegeben (Galater 2,20)

37. Mi, 05.06.91

Ich vermag alles durch den, der mich mächtig macht, Christus (Philipper 4,13)

38. Do, 06.06.91

Jesus Christus, Sohn Gottes und unser Heiland, ich nehme deine Liebe zu uns in Anspruch und setze mein Vertrauen völlig auf dich! (siehe unten)

An diesem Abend war mein Kollege Michael Henne mit seiner Frau Regine zum Essen bei mir. Seine Frau mußte wegen der Kinder früher nach hause gehen, aber Michael blieb.

“Noch längers mit Michael dagesessen; zunächst noch ein paar neue Titel von mir angehört, dann sehr gut unterhalten über Glaube. Später sprach Michael ein sehr schönes Gebet, dann ich das Vaterunser. Er ging ca. 23.15. Herzliche Verabschiedung. In Lektüre von Bernd Benz schnell passenden Spruch für heute gefunden”

Das war also meine erste Gebetsgemeinschaft! Beim Schreiben dieser Zeilen fällt mir heute auf, wie die im Dienste Jesu Stehenden gemeinsam den Ring immer enger ziehen. Danke!

39. Fr, 07.06.91

Weise mir, Herr, deinen Weg, daß ich wandle in deiner Wahrheit; erhalte mein Herz bei dem Einen, daß ich deinen Namen fürchte (Psalm 86,11)

Kurz vor dem gesteckten Ziel, schrieb ich abends in mein Tagebuch

“Intensiv die bisherigen Sprüche durchgegangen”

40. Sa, 08.06.91

Ich danke dir, Herr, mein Gott, von ganzem Herzen, und ehre deinen Namen ewiglich! (Psalm 86,12)

An diesem Samstagabend legte ich mich erwartungsvoll in die Badewanne und rezitierte alle meine 40 Verse.

“Gebadet, dabei neue Meditations-CD. Meine 40 Sprüche durchgegangen!”

Es geschah kein Blitz, kein Donner, es geschah n  i  c  h  t  s. Dann ging ich wie gewohnt in meine Stammkneipe.

“Kurz unterhalten, aber ich heute auch etwas ruhig. Nochmal meine 40 Sprüche durchgegangen.”

Ansonsten keine besonderen Ereignisse.

Bittet, so wird euch gegeben

Aber ein paar Tage später wurde mir bewußt, daß meine Depressionen verschwunden waren! Einfach weg! Meine Situation war unverändert, aber in mir drin war etwas anders geworden. Bezeichnend ist ein Tagebucheintrag am 12.06., als ich wieder einmal eine sehr unangenehme Begegnung hatte (siehe 26.05.)

“Erstaunlich gute Laune behalten! (Nun, eigentlich nicht sooo erstaunlich - Danke!)”

Der Sommer 91 läßt sich schwer beschreiben: ich war menschlich wieder auf der Höhe, es ging mir gut, ich erlebte den schönsten Urlaub den ich je hatte. Nach zehn Jahren seelischer Bedrückung hatte ich wieder Freude am Leben. Aber ich lud in dieser Zeit auch schwere Schuld auf mich!

Es ist wirklich keiner zu schlecht, um zu Jesus zu kommen

Doch als ich eines Tages daheim im Wohnzimmer stand wurde mir diesbezüglich ganz plötzlich und schmerzhaft die Häßlichkeit meines Handelns und Denkens bewußt. Was ich wochenlang verdrängt hatte, wo ich mir Ausreden gebastelt hatte, stand mir plötzlich klar und schonungslos vor Augen.

Doch während ich mich vor mir selbst ekelte, spürte ich plötzlich die bedingungslose Liebe Gottes. Es war so, als wäre mein ganzer Körper eine einzige “Gänsehaut”, von Kopf bis Fuß, innen wie außen. Ich war erfüllt und überwältigt von e i n e m  Gedanken: “Und Er liebt dich trotzdem!” Das war meine erste Begegnung mit der unbeschreiblichen Liebe Gottes, der für Sünder wie mich qualvoll am Kreuz gestorben ist! Das war Gottes Antwort auf meinen Gedanken, ich sei zu schlecht, um ein Christ zu werden.

Suchet, ...

Auf eine Empfehlung hin besuchte ich ab 26.07.91 einige Male einen Hauskreis, der jedoch mehr philosophisch geprägt war. Immer erst hinterher, beim Verabschieden auf der Straße, konnte ich mit dem Gastgeber noch ein wenig über das reden, was mich interessierte. So blieb ich dann bald auch wieder fern, immer noch mit der Frage - “wo sind sie denn, die Christen, mit denen man richtig reden kann?!?”

...so werdet ihr finden

Gott er-hörte mein Fragen und schickte mir Bernd Benz vorbei, um mich zu einem geplanten Hauskreis bei sich daheim einzuladen. Bernd gab mir noch eine Cassette von dem Evangelisten H. Pahls, die ich am 20.11.91 zuhause anhörte.

“Auf Sofa Evangelisation von H. Pahls angehört (Cassette)
- sehr ergreifend! Anschließend gebetet. α”.

Am Dienstag, 26.11.91 fand nun der erste Hauskreis bei Bernd & Lena statt. Obwohl alles so neu und fremdartig für mich war, die christlichen Lieder, das Beten, wußte ich sofort, hier war ich richtig. Eine Woche später, nach dem zweiten Hauskreis am 03.12.91 las ich in dem Buch, das Bernd mir mitgegeben hatte (Wilhelm Busch “Jesus unser Schicksal”). Wieder ging ich unter Tränen auf die Knie und betete. In meinem Tagebuch findet sich der Eintrag

“- Spätestens jetzt gehöre ich offiziell
zu Jesus Christus -”

Klopfet an, so wird euch aufgetan


Quelle:

K. Ted Reischle, 26.12.1998