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Das neue Volk der Christen

Aristides v. Athen, Publiziert von Jesusruf

09.10.11

SiFiMNR-DSC00138 (300x255)Im vergangenen 20. Jahrhundert war die Zahl der ermordeten Christen weltweit höher als zusammengenommen in allen Jahrhunderten davor. Wieso eigentlich? Selbst in der atheistisch ausgerichteten Sowjetunion zu Zeiten des eisernen Vorhangs waren die von Staats wegen verfolgten Christen bei den Arbeitgebern beliebt, weil sie als zuverlässig, strebsam und ehrlich galten. Dieses bezeugt auch schon der athenische Redner Aristides in einem Brief an den Kaiser Hadrian (117-138)


Das neue Volk der Christen

Der athenische Redner Aristides beschreibt die neue Lebensart der zu Christus bekehrten Heiden in einem Brief an den Kaiser Hadrian (117-138) folgendermaßen:

„Die  Christen  kennen  Gott  und  vertrauen  ihm.  Sie  vergeben denjenigen,  die  sie  unterdrücken,  und  machen  sie  zu  Freunden. Sie tun ihren Feinden Gutes. Ihre Frauen halten die Ehe rein; ihre Töchter sind sittsam. Sie lieben einander. Sie weigern sich nicht, den Witwen  zu  helfen. Wenn  sie  einen  Fremden  sehen,  nehmen sie ihn auf und freuen sich über ihn wie über einen Bruder. Wenn jemand  unter  ihnen  arm  oder  bedürftig  ist,  dann  fasten  sie  zwei oder drei Tage, um ihn mit dem Nötigen versehen zu können. Sie gehorchen den Geboten ihres Messias gewissenhaft. Jeden Morgen und  zu  jeder  Stunde  loben  und  danken  sie  Gott  für  seine  Güte. Alles Schöne in der Welt rührt von ihnen her. Aber sie reden nicht öffentlich  von  ihren  guten Taten,  sondern  nehmen  sich  in  acht, dass  sie  von  niemandem  bemerkt  werden.  Das  ist  in  der Tat  ein neues Volk, und es ist etwas Göttliches an ihnen.“

Aus einem christlichen Kalenderblatt vom 13. 7. 1965


Quelle: entnommen der Rückseite der Broschüre "Der schmale Weg" - 02/2009
http://christlicher-gemeinde-dienst.de/webdisk/Der-schmale-Weg/DSW_0902.pdf
Christlicher Gemeinde-Dienst Pforzheim (CGD) – Verein zur Förderung christlicher Werke und Gemeinden

 


Im folgenden der zugrundeliegende Text aus der "Apologie des Philosophen Aristides v. Athen" (Kapitel 15-16)


15.

Die Christen aber, o Kaiser, haben umhersuchend die Wahrheit gefunden und stehen, wie wir ihren Schriften entnommen haben, der Wahrheit und genauen Erkenntnis näher als die übrigen Völker. 2. Denn sie kennen Gott und glauben an ihn als den Schöpfer und Werkmeister des Alls, durch den alles und von dem alles ist, der keinen andern Gott neben sich hat, 3. von dem sie die Gebote empfingen, die sie in ihren Sinn eingezeichnet haben und beobachten in der Hoffnung und Erwartung der künftigen Welt.

4. Deshalb treiben sie nicht Ehebruch und Unzucht, legen kein falsches Zeugnis ab, unterschlagen kein hinterlegtes Gut, begehren nicht, was nicht ihr eigen, ehren Vater und Mutter, erweisen ihrem Nächsten Gutes und richten, wenn Richter, nach Gerechtigkeit. 5. Götzen in Menschengestalt beten sie nicht an, und was sie nicht wollen, daß ihnen andere tun, das tun sie auch niemand. Von der Götzenopferspeise essen sie nicht, denn sie sind rein. Denen, die sie kränken, reden sie zu und machen sie sich zu Freunden; den Feinden spenden sie eifrig Wohltaten.

6. Ihre Frauen, o Kaiser, sind rein wie Jungfrauen, und ihre Töchter sittsam. Ihre Männer enthalten sich jedes ungesetzlichen Verkehrs und aller Unlauterkeit in der Hoffnung auf die in der andern Welt winkende Vergeltung. Die Sklaven aber und Sklavinnen oder die Kinder, die deren einzelne haben mögen, bereden sie aus Liebe zu ihnen, Christen zu werden; und sind sie es geworden, so nennen sie dieselben ohne Unterschied Brüder. 7. Die fremden Götter beten sie nicht an. Sie wandeln in aller Demut und Freundlichkeit. Lüge wird bei ihnen nicht gefunden. Sie lieben einander. Die Witwen mißachten sie nicht; die Waise befreien sie von dem, der sie mißhandelt. Wer hat, gibt neidlos dem, der nicht hat. Wenn sie einen Fremdling erblicken, führen sie ihn unter Dach und freuen sich über ihn, wie über einen wirklichen Bruder. Denn sie nennen sich nicht Brüder dem Leibe nach, sondern [Brüder] im Geiste und in Gott. 8. Wenn aber einer von ihren Armen aus der Welt scheidet und ihn irgendeiner von ihnen sieht, so sorgt er nach Vermögen für sein Begräbnis. Und hören sie, daß einer von ihnen wegen des Namens ihres Christus gefangen oder bedrängt ist, so sorgen alle für seinen Bedarf und befreien ihn, wo möglich. 9. Und ist unter ihnen irgendein Armer oder Dürftiger, und sie haben keinen überflüssigen Bedarf, so fasten sie zwei bis drei Tage, damit sie den Dürftigen ihren Bedarf an Nahrung decken.

Die Gebote ihres Christus halten sie [gar] gewissenhaft, indem sie rechtschaffen und ehrbar leben, so wie der Herr ihr Gott ihnen befohlen, 10. Alle Morgen und zu allen Stunden preisen und loben sie Gott ob der ihnen gespendeten Wohltaten und danken ihm für Speise und Trank. 11. Und wenn ein Gerechter von ihnen aus der Welt scheidet, so freuen sie sich und danken Gott und geben seiner Leiche das Geleite, gleich als zöge er (nur) von einem Ort zum andern. Und wenn einem von ihnen ein Kind geboren worden, so preisen sie Gott; und sollte es dann (schon) in seiner Kindheit sterben, so preisen sie Gott überaus, ist es doch ohne Sünde aus der Welt geschieden. Müssen sie hinwiederum sehen, wie einer von ihnen in seiner Gottlosigkeit und seinen Sünden stirbt, so weinen sie über diesen bitterlich und seufzen, soll er ja zur Strafe hingehen. 12. Das, o Kaiser, ist das Gebot des Gesetzes der Christen und ihre Lebensführung.

16.

Als solche, die Gott kennen, bitten sie ihn (nur) um Dinge, die ihm wohl anstehen zu geben und ihnen zu empfangen. So füllen sie ihre Lebenszeit aus. Und da sie Gottes Wohltaten gegen sie erkennen, siehe! so strömen ihretwegen die Segnungen in der Welt fort. Und wahrhaftig sind sie es, die umher suchend die Wahrheit gefunden haben. Und aus dem, was wir vernommen, haben wir geschlossen, daß sie allein der Erkenntnis der Wahrheit nahestehen.

2. Die Wohltaten, die sie spenden, rufen sie nicht in die Ohren der Menge; sie sind (vielmehr) besorgt, daß sie niemand bemerke, und verheimlichen ihre Gabe  wie einer, der einen Schatz gefunden hat und ihn geheim hält. Sie bemühen sich gerecht zu sein, erwarten sie ja in großer Herrlichkeit ihren Christus zu sehen und die ihnen gemachten Verheißungen von ihm zu empfangen. 3. Ihre Sprüche und Gebote aber, o Kaiser, den Ruhm ihres (Gottes-) Dienstes und den Lohn [der Vergeltung], den sie entsprechend dem Tun eines jeden einzelnen von ihnen in der andern Welt erwarten, magst du aus ihren Schriften kennen lernen. 4. Uns aber genügt es, in Kürze Eurer Majestät den Wandel und die Wahrheit der Christen kundgetan zu haben; denn wahrhaft groß und wunderbar ist ihre Lehre für den, der sie betrachten und verstehen will, und wahrhaft neu ist dies Volk und eine göttliche Mischung ist in ihm.

5. Nehmt also ihre Schriften her und lest darin, und siehe! Ihr werdet finden, daß ich dies nicht aus mir selbst geschöpft oder als ihr Anwalt gesprochen habe, sondern, nachdem ich nun einmal in ihren Schriften gelesen habe, bin ich davon fest überzeugt, auch von dem Zukünftigen. Darum fühlte ich mich auch gedrängt, denen die Wahrheit zu zeigen, die ihr geneigt sind und die künftige Welt suchen. 6. Auch hege ich keinen Zweifel, daß (nur) durch das flehentliche Gebet der Christen die Welt noch fortbesteht. Die übrigen Völker aber gehen und führen irre, indem sie sich vor die Elemente der Welt hinwälzen, will ja ihr Geistesblick nicht drüber hinwegsehen. Sie tasten wie im Dunkeln, da sie die Wahrheit nicht erkennen wollen, und taumeln wie Trunkene, ziehen einander hin und fallen.

17.

Bis hierher, o Kaiser, habe  ich  gesprochen. Bezüglich des übrigen finden sich, wie oben bemerkt, in ihren andern Schriften Worte, die schwer zu sagen und von jemand vorzutragen sind, (Worte) die nicht bloß geredet, sondern auch befolgt sein wollen.

2. Die Griechen hingegen, o Kaiser, weil schändliche Dinge verübend durch Beilager mit Männlichen und mit Mutter, Schwester und Tochter, schieben den Hohn ihrer Unlauterkeit auf die Christen. Die Christen jedoch sind rechtschaffen und heilig und die Wahrheit steht ihnen vor Augen. 3. Sie sind auch langmütig. Und weil sie wissen, daß jene im Irrtum sind, lassen sie sich von ihnen schlagen, ertragen und dulden sie, ja noch mehr, sie behandeln sie schonend als Leute, die der Erkenntnis ermangeln, und bringen für sie Gebet(e) dar, damit sie sich von ihrem Irrtum bekehren. 4. Kommt es indes vor, daß einer von ihnen sich bekehrt, so schämt er sich vor den Christen seiner begangenen Missetaten, bekennt (sie) Gott und spricht: „Aus Unwissenheit habe ich diese begangen“. Und er reinigt sein Herz, und seine Sünden werden ihm nachgelassen, weil er sie aus Unwissenheit in der früheren Zeit beging, wo er (noch) die wahre Erkenntnis der Christen lästerte und schmähte. 5. Ja wahrhaft selig ist das Geschlecht der Christen vor allen Menschen auf der Erdoberfläche.

6. Verstummen sollen nunmehr die Zungen derer, die Eitles reden und die Christen verleumden, und sie sollen jetzt die Wahrheit sagen. Denn es frommt ihnen mehr, den wahren Gott anzubeten, als einen unbestimmten Schall. 7. Und wahrhaft ist Gottes, was durch der Christen Mund geredet wird, und ihre Lehre ist die Pforte des Lichts. 8. Es sollen sich ihr nun alle die nahen, die Gott (noch) nicht erkannt haben, und sollen die unvergänglichen Worte aufnehmen, die von jeher sind und von Ewigkeit. Mögen sie also zuvorkommen dem furchtbaren Gericht, das durch Jesus Christus über das ganze Menschengeschlecht kommen soll.


Quelle:
www.unifr.ch/bkv/rtf/bkv20.rtf
Frühchristliche Apologeten und Märtyrerakten Band I. Aus dem Griechischen und Lateinischen übersetzt von Dr. Kaspar Julius (Aristides); Dr. Gerhard Rauschen (Justin, Diognet); Dr. R.C. Kukula (Tatian); P. Anselm Eberhard (Athenagoras). (Bibliothek der Kirchenväter, 1. Reihe, Band 12) München 1913.